Buzzword Web 2.0: Versuch einer Definition
Oft begegnet einem der Begriff Web 2.0 in diesen Tagen. Wann immer mir persönlich das Thema Web 2.0 über den Weg läuft, werde ich das Gefühl nicht los, dass die meisten Leute im besten Fall keine, im schlimmsten Fall eine sehr diffuse Meinung dazu haben, was Web 2.0 genau sein soll. Entsprechend laufen dann auch die Diskussionen.
Ein Beispiel:
Bereichsleiter: "Wir müssen was mit Web 2.0 machen!"
Mitarbeiter: "Klar! - Was machen wir?"
Bereichsleiter: "Egal, Hauptsache es sieht schick aus."
Ich will hier versuchen, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und meine ganz persönliche Definition von Web 2.0 in die Diskussion werfen. Ich treffe die Definition als Beschreibung der Aspekte, die für mich zusammengenommen Web 2.0 ausmachen. Die meisten Definition, die man im Web findet, gehen das Thema von der technologischen Seite an und beschäftigen sich meist auch mit der Herkunft des Begriffs an sich. Ich versuche hier mal einen anderen Ansatz:
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Web 2.0 stellt einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der Verwendung des Internets dar, der uns von einem passiven, zu konsumierenden Informationsangebot zu einer serviceorientierten interaktiven Informationsvermittlung führt.
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In der neuen Web-Community erstellen die Internetnutzer selbst Inhalte und kombinieren neue Angebote aus bereits vorhandenen Services. Letztlich stellt dies auch einen Übergang von geschlossenen Communitys zu offenen Social-Network-Strukturen dar.
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Es wird ebenfalls einen Trend weg von klassischen Websites, hin zu einer direkten Nutzung der Angebote (Services) geben. Die heute bestehenden Web-Portale werden verstärkt auf Interaktivität mit den Portalnutzern setzen (müssen).
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Bei der Vermittlung von Informationen erfolgt eine Richtungsumkehr: Die Internetnutzer suchen nicht mehr nach aktuellen Informationen oder Aktualisierungen, sondern abonnieren diese, d. h. die Informationen kommen zu den Nutzern und nicht mehr umgekehrt.
Beispiele für Web 2.0 im obigen Sinne sind:
- Ein schönes Beispiel für Punkt 2 sind natürlich die vielen Blogs (auch wenn man natürlich nicht alles was gebloggt wird als "Inhalt" bezeichnen kann).
- Das klassische Beispiel für die Richtungsumkehr der Informationsvermittlung (Punkt 3 und 4) sind RSS-Feeds. Je nach konkreter Ausprägung des Feeds wird man nicht nur über Aktualisierungen oder Neuigkeiten informiert, sondern braucht die Website auch gar nicht mehr zu besuchen.
- Beispiele für die Entstehung neuer Angebote durch die Kombination von Services finden sich in vielen Portalen bei der Einbindung von externen Diensten, wie z. B. Google Maps. Hierzu empfehle ich den Artikel zum Thema Mashups von Frank Westphal.
Konsequenzen
Durch Web 2.0 ist ein Prozess angestoßen worden, der bereits jetzt zu einer Veränderung des Verhaltens der Internetnutzer geführt hat. Dieser Prozess wird sich - mit zunehmendem Tempo - weiter fortsetzen. Portale bzw. Websites, die sich dieser Entwicklung nicht stellen, werden künftig kaum noch Besucher zu verzeichnen haben und keine relevanten Marktanteile mehr erringen können. Um mit dieser Entwicklung als Portalanbieter mithalten zu können, wird es nicht ausreichen, einzelne Aspekte von Web 2.0, wie etwa RSS-Feeds, dem Angebot als Add-On hinzuzufügen, sondern das gesamte Geschäftsmodell muss auf die neue Situation angepasst werden. Hierbei sind die technologischen Aspekte sekundär, da zunächst der Business-Plan neu erarbeitet werden muss. Das Umfeld in dem und die Art und Weise wie im Internet Geld verdient wird bzw. werden kann, wird sich durch Web 2.0 grundlegend verändern.